Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, aber ihre jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen haben ein ganz unterschiedliches Gewicht in Gestaltung von Technik und Gesellschaft.
Es werden meist nur wenige Anforderungen explizit beachtet und diese stammen in der Regel von Menschen, die die Technik nutzen, sie entwickeln oder durch sie einen Gewinn einstreichen. In die Gestaltung von Technik sind jedoch alle Menschen mit einzubeziehen, die von ihrem Einsatz, Herstellung etc. betroffen sein könnten, auch wenn sie ganz unterschiedliche, teils gegensätzliche Anforderungen einbringen, wie z.B. die Bewahrung der Natur oder menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Der automobile Konsens der Weltgesellschaft bringt dieses ganze
Gewicht der Anforderungen
mit sich und erdrückt/unterdrückt/erpresst nahezu alle anderen Belange. So bringen Autos immer mehr Gewicht auf die Straße. Während der Golf I in seinem ersten Lebensjahr 1974 noch schlanke 805 kg auf die Waage brachte, wiegt der aktuelle Golf VII bereits 1615 kg. Im gleichen Zeitraum wurde der weltweite PKW-Bestand von 314 Millionen auf über 1 Milliarde mehr als verdreifacht. Die zehn größten Automobilhersteller kommen damit auf einen jährlichen Umsatz von 1.391 Milliarden Euro bei einem Gewinn von 86 Milliarden Euro, während die zehn größten Zulieferer nochmal 288 Milliarden umsetzen und 16 Milliarden Gewinn einnehmen. Und damit Autos überhaupt fahren können, setzen die zehn größten Erdölunternehmen nochmal 1.730 Milliarden Euro um mit einem Gewinn von 81 Milliarden Euro.
Vereins-Bosse, millionenschwere Club-Eigentümer und Sponsoren, milliardenteure TV-Übertragungsrechte sowie die Spitzen von FIFA, UEFA und DFB bringen ihr ganzes
Gewicht der Anforderungen
in den Fußball ein. Zahlenmäßig sind sie den Fans, den ehrenamtlichen Jugend-Trainer_innen, Platzbetreuer_innen, den Spieler_innen von kleinen Vereinen und den Menschen, die für das Sonntagsspiel im Dorf Kuchen backen und den Verkaufserlös spenden weit unterlegen. Dennoch sind es die Ersteren, die ihre Anforderungen durchsetzen, während Letztere oft das Nachsehen haben - aber zumindest artikulieren die Fans der Bundesliga vermehrt ihren Protest gegen Montagsspiele, englische Wochen, Kommerzialisierung etc.