Beim Barte des Propheten, das Patriarchat hat einen Bart.
Wenn alte (weiße) Männer das Sagen haben und im Wesentlichen bestimmen, was geschieht, dann richten sich die Sitten, Werte, Normen der Gesellschaft, nach den Vorstellungen und Vorlieben dieser alten (weißen) Männer. Doch heutzutage wächst dem Patriarchat ein immer längerer Bart, ganz wie der Bart von abgeschmackten Herrenwitzen.
Frauen arbeiten oft unentgeltlich in der Sorge-/Reproduktionsarbeit und vielfach gegen einen viel zu geringen Lohn in der Textilindustrie oder in der Endmontage der Elektroindustrie im globalen Süden. Hier sind unzählige Handgriffe zu verrichten, so dass ihre Arbeiten bislang kaum zu automatisieren sind. Auf absehbare Zeit wird sich dies auch nicht ändern, da der
Bart des Patriarchats
gar kein Interesse daran hat: Die kostenlose Sorge-/Reproduktionsarbeit soll auch zukünftig von Frauen im Verborgenen getätigt werden, ebenso wie die nötige unterbezahlte Produktionsarbeit, damit Männer im frisch gebügelten Hemd sich ganz ihren hochglänzenden, vollautomatischen Maschinen widmen können.
Die deutsche Automobilindustrie hat den prächtigsten
Bart des Patriarchats
. Über alle Beschäftigten hinweg haben nur 14 % ein anderes Geschlecht als das männliche. Je zentraler die einzelnen Abteilungen sind, desto männlicher wird zudem die Belegschaft. So sind 92,5 % der Beschäftigten in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen Männer und nur noch 7,5 % der Beschäftigten haben ein anderes Geschlecht. In den Vorständen der deutschen Autobauer war bis 2010 keine einzige Frau vertreten und auch 2018 sind nur 4 von 24 Vorstandsmitgliedern weiblich, gerade mal 16,7 %. Das Automobil und mit ihm die Forcierung des motorisierten Individualverkehrs sind damit keine “neutrale” Technik, sondern durch und durch männlich dominiert.
Am 30. Juli 1955 beschließt der DFB einstimmig auf seinem jährlichen Bundestag “...unseren Vereinen nicht zu gestatten, Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen, unseren Vereinen zu verbieten, soweit sie im Besitz eigener Plätze sind, diese für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen, unseren Schieds- und Linienrichtern zu untersagen, Damenfußballspiele zu leiten ... diese Kampfsportart [ist] der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd … Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.” Der DFB hebt das Frauenfußballverbot auf seinem Bundestag 1970 auf und stutzt damit ein klein wenig den
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Der öffentliche Raum wird weitestgehend von Männern eingenommen und gestaltet. Zugleich werden Frauen in den privaten Raum zurückgedrängt und der
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setzt alles daran sie dort zu halten. Machen Sie folgende Hausaufgabe sobald Sie die Ausstellung verlassen: Zählen Sie zu unterschiedlichen Zeiten für 5 Minuten die Männer und Frauen in den Straßen, Cafés, U-Bahnen etc. Nach dem Zählen, achten sie für ein paar Minuten darauf, wer wie viel Platz einnimmt oder wer wem ausweicht. Notieren Sie sich Ihre Ergebnisse und machen Sie diese Untersuchung insgesamt zehn Mal. Besprechen Sie danach die Ergebnisse jeweils mit zwei Frauen und zwei Männern.
"Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein… Und zu Adam sprach er: ...verflucht sei der Acker um deinetwillen...Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen…" Daraufhin setzt sich der Mann in den Schatten unter einem Baum, krault sich seinen
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und erklärt: "Schmerzen und Arbeit auf dem Feld schließen sich nicht aus. Also ran an die Arbeit, Weib."